Ortsbeschreibungen der Kirchdörfer in der Gemeinde Kürten
1. Vorbemerkung
Im Folgenden werden die Kirchdörfer der Gemeinde Kürten aufgrund ihrer historischen Bedeutung beschrieben. Dabei werden die wesentlichen Daten zu den Ortskernen erfasst, die hauptsächlich auf den Entstehungen der Kirchen fußen. Bis auf die evangelische Kirche in Delling sind alle genannten Kirchen katholisch. Jedes Kirchdorf hat einen Friedhof. Es ist zu berücksichtigen, dass zu jedem einzelnen Kirchdorf zahlreiche umliegende Weiler und Ansiedlungen gehören, deren Zugehörigkeit durch kirchliche Zuständigkeiten geregelt war. Zudem gab es in jedem Kirchdorf zum Teil mehrere Gaststätten, die den geselligen Teil des Lebens abdeckten.
2. Bechen
Das Kirchdorf Bechen liegt auf einem Bergrücken im Norden der Gemeinde Kürten an der von Köln-Mülheim nach Wipperführth führenden historischen Heerstraße. Von der geschichtlichen Seite her wurde bereits 1175 in einer Urkunde eine erste Kirche erwähnt. Vom Kloster Altenberg wurde 1301 die Bechener Kirche, mit dem Fronhof, als Patronatskirche dem Kloster Altenberg zugeordnet. 1275 wurde die Pfarrkirche St. Antonius Einsiedler als Kirche mit romanischem Turm aufgeführt. Die Kirche brannte am 5.12.1866 infolge eines Blitzeinschlages ab und wurde 1876-1878 als neugotische Kirche wieder aufgebaut. Die jetzige Form enthält den alten Chor und den Kirchturm aus dieser Zeit. Wegen Bauschäden musste das Kirchenschiff 1976 abgerissen und in einer an die Zeit angepassten Form als polygone Kirche umgebaut werden. Östlich der Kirche liegt am Hang das 1876-1879 errichtete alte Pfarrhaus. Die Kirche und der ehemalige Fronhof stellten das eigentliche Dorfzentrum dar. Der Fronhof nahe der Kirche existiert heute nicht mehr. Die Häuserreihen an der Kölner Straße und der Odenthaler Straße gehören ebenso dazu. Erwähnenswert sind die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Rittersitz in Pohl und die Maternuskapelle in Schnappe.
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3. Biesfeld
Das Kirchdorf Biesfeld liegt im westlichen Teil der Gemeinde Kürten auf einem Sattel zwischen zwei nördlich und westlich verlaufenden Höhenrücken an der Straße von Bergisch-Gladbach nach Wipperfürth. Von der historischen Seite her war Biesfeld im vorletzten Jahrhundert dünn besiedelt. Eine Ersterwähnung einer Kapelle erfolgte aber bereits 1693. Es wird darüber berichtet, dass es bereits eine Marienverehrung gegeben hat. Das rührte daher, dass ein in der Kirche in Dabringhausen-Grunewald verehrtes Muttergottesbild nach Biesfeld gelangt sein soll, nachdem dort im Zuge der Reformation ein Übertritt zum evangelischen Glauben stattgefunden hatte. Die Kapelle wurde zu klein, wurde abgebrochen und es entstand in den Jahren 1862-64 ein Kapellenneubau. Nachdem der Pilgerstrom anstieg, war auch die bestehende Kapelle wiederum zu klein. Der Abbruch der Kapelle und der Neubau der jetzigen Kirche „Zur schmerzhaften Mutter“ erfolgten 1908 bis 1911; die Erweiterung geschah 1959/1960. Die Schule wurde 1867 erbaut, 1962 abgerissen und anschließend neu gebaut. Das ehemalige Pfarrhaus wurde 1915/16 errichtet. Zusammen mit den genannten Gebäuden, den Häuserreihen an der Wipperfürther Straße, der Neuensaaler Straße und der Offermannsheider Straße ist der engere Dorfbereich beschrieben.
4. Delling
Das Kirchdorf Delling liegt im östlichen Teil der Gemeinde Kürten an einem Berghang nahe des Olper Baches. Historisch gehörte Delling zum Kirchspiel Olpe. Im Höfe-Verzeichnis von Olpe wurden 1383 drei Höfe genannt. Ein Hof wurde 1500 bis 1550 unter Gertrud von Landsberg ein freiadliges Gut. In der Reformationszeit in der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts schloss sich das Kirchspiel Olpe der Reformation an, in der Gegenreformation kehrte der größte Teil zum Katholismus zurück, nur eine kleine Gruppe Reformierter verblieb in Delling. Ab 1707 wurden Gottesdienste in dem freiadligen Gut Delling abgehalten, in dem Pfarrhaus und Kirchensaal untergebracht waren. Bereits 1723 gab es ein eignes Schulhaus bis dann 1911 die Schule in Forsten in Betrieb genommen wurde. 1831 bis 1834 wurde die Kirche erbaut. Weitere Gebäude im eigentlichen Ortskern sind das Gemeindehaus, das Schulhaus und das Küsterhaus, erbaut 1893. Das Gemeindehaus geht auf das Gut Delling zurück, auf dessen Grundmauern in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Neubau als Pastorat errichtet wurde. Der ursprüngliche Ort ist weitgehend erhalten.
5. Dürscheid
Das Kirchdorf Dürscheid liegt im Westen der Gemeinde Kürten nahezu eben an der Straße von Bergisch-Gladbach nach Wipperfürth. Von der historischen Seite her gab es der Wahrscheinlichkeit nach schon früh ein einfaches Kirchlein aus Fachwerk oder einen Betraum im Hof zu "Dursen" (auch "Dursten"), wie Dürscheid ursprünglich hieß. Das Kloster und spätere Stift St. Maria im Kapitol zu Köln besaß seit der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts in "Dursen" einen Lehnshof. Schon bald wurde dieser Hof sogar das Verwaltungszentrum für die zahlreichen Besitztümer des Kölner Klosters im Bergischen Land. Hier tagte das Hofgericht, das alle besitzrechtlichen Angelegenheiten regelte. Die erste steinerne Kirche wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtet. Das Alter eines Holzbalkens aus dem Turm konnte auf 1280 ± 40 Jahre datiert werden. Erhalten ist der Turm aus Bruchsteinen mit romanischen Fenstern und kleinen Schießscharten. Das Langhaus wurde 1727 erneuert, nachdem das Dach teilweise eingestürzt war. Dabei sicherte man den Turm mit Eisenankern, deren Kopfenden die Jahreszahl 1727 zeigen, was zur irrigen Annahme führte, der Turm sei erst in diesem Jahr errichtet worden. Im Jahr 1895 wurde eine neue Kirche, St. Nikolaus, mit Chor und breitem Querschiff erbaut. Bereits 1797 wurde die Vikarie errichtet, die auch als Schule diente. Später, nämlich 1846 wurde ein neues Schulgebäude gebaut. Das Pfarrhaus stammt aus dem Jahre 1893. Zusammen mit den genannten Gebäuden am Kirchberg bilden die Häuserreihen entlang der Wipperfürther Straße und Dürchtalstraße sowie Steeg den eigentlichen Ortskern des Kirchdorfes.
6. Kürten
Kürten ist der Hauptort in der Gemeinde und Sitz der Verwaltung. Der Ortskern liegt an einem Berghang nordwestlich des Sülztales. Bis 1930 hieß der Ortsname „Cürten“. Von der geschichtlichen Seite her wurde im 13. Jahrhundert eine selbstständige Gemeinde St. Johannes Baptist (der Täufer) genannt. Möglicherweise entstand eine Kirche als Eigenkirche nach Rodungen durch das Kölner Domkapitel. Nicht ausgeschlossen ist, dass davor eine Besiedlung stattfand. Einen Hinweis kann die in Sürth befindliche Wallanlage „Burgring“ liefern, die als Fliehburg für Siedler dienen konnte. Im Jahre 1774 wurde über einen misslichen Zustand berichtet. 1831 war die Kirche vom Einsturz bedroht, wurde 1843 abgebrochen und 1844 durch einen klassischen Neubau ersetzt. Im 2. Weltkrieg erfolgte 1945 eine Zerstörung des Gebäudes durch Bomben und 1950 der Wiederaufbau sowie 1967 eine Erweiterung. Das Pfarrhaus wurde 1771 errichtet. Das Errichtungsjahr des Wiedenhofes ist nicht gesichert, jedoch sind Zusammenhänge mit der Entstehung der Kirche anzunehmen. Der Wiedenhof wurde in den 1960-Jahren gezielt abgebrannt. Das erste Rathaus von Kürten wurde 1893 erbaut. Bis 1699 ist in Kürten ein Landgericht nachweisbar. Der Ortskern im Nahbereich der Kirche ist ein denkmalgeschütztes Ensemble. Weitere Teile des Ortes liegen an der Hauptverbindungsstraße von Bergisch-Gladbach nach Wipperfürth nahe der Kürtener Sülz.
7.Offermannsheide
Das Kirchdorf Offermannsheide liegt an einem Berghang am südlichen Rand der Gemeinde Kürten in der Nähe zum Schloss Georghausen (Gemeinde Lindlar) und der Sülz. Von der geschichtlichen Seite her lässt sich der Ort in einer nicht bestätigten Überlieferung bereits auf die Erwähnung eine Kapelle im 13. Jahrhundert zurückführen. Urkundlich bezeugt wurde eine Kapelle 1550 und 1582. Für die Erhaltung der Gebäude wurden Einkünfte aus einem verpachteten landwirtschaftlichen Betrieb verwendet, dem „Kapellengut“ in Offermannsheide. Das ehemalige Pfarrhaus hat der bergische Freiheitskämpfer Johann Peter Ommerborn 1794 erbauen lassen. Er war ab 1792 bis 1796 Vikar in Offermannsheide. Die jetzt bestehende Kirche, St. Paul und St. Peter, wurde 1882/83 und die ehemalige Schule zwischen 1864 und 1867 errichtet. Die erwähnten Gebäude stehen in unmittelbarer Nähe der Kirche und bilden zusammen mit der Häuserreihe an der Offermannsheider Straße den eigentlichen Ortskern. Erwähnenswert ist der Ringwall „Burgberg“ in Unterbörsch, die als Fliehburg für Siedler dienen konnte. Einen Hinweis auf eine frühere Besiedlung kann hierdurch nicht bestätigt werden.
8. Olpe
Das Kirchdorf Olpe liegt im südöstlichen Teil der Gemeinde Kürten an einem Berghang abseits von wichtigen Durchgangsstraßen. Die Geschichte führt auf das Jahr 1171 zurück, als die Grundherren von Olpe einige Höfe dem Kölner St. Ursula Stift vermachten. Damit ist Olpe der älteste Ort in der Gemeinde. Anfang des 13. Jahrhunderts gab es einen Rittersitz in Olpe. Besitzer war die Familie Forst, die den Sitz 1280 an den Grafen von Berg verkaufte. Seit 1429 bis Ende des 18. Jahrhunderts waren die von Landsberg Besitzer. Nach 1788 gab es verschiedene Besitzer. Wahrscheinlich wurde im 12 Jahrhundert eine Eigenkirche auf dem heutigen Friedhof errichtet, die 1896 bis 1898 bis auf die Kreuzkapelle abgebrochen wurde. Es erfolgte ein Neubau, St. Margaretha, nördlich der alten Kirche. Die Kreuzkapelle wurde nach der Rückkehr eines Angehörigen des Rittergeschlechtes von Forst von einem Kreuzzug 1228/29 erbaut. Nördlich der Kirche liegt die Burg Olpe, die auf den ehemaligen Rittersitz zurückzuführen ist. Weitere Gebäude im eigentlichen Ortskern ist das ehemalige Rathaus, erbaut 1907, das nach 1931 als Pfarrhaus genutzt wurde. Die alte Schule, erbaut 1867/68 und der Wiedenhof, erbaut 1777, der auch als ehemaliges Pastorat diente.
Zusammengestellt und bearbeitet von Hans Reck, Dezember 2022