OF_06: Cleverhof Offermannsheide

Cleverhof Offermannsheide

Hans Reck

Fassung vom September 2022

Historische Landkarten für das Amt Steinbach belegen, dass der Ort bereits 1715 bestand und dort als Freihof n. Clef benannt wurde. Aus einer Landkarte aus dem Jahre 1789 geht hervor, dass Cleverhof Teil der Hohnschaft Engeldorf war. Unter der französischen Verwaltung zwischen 1806 und 1813 wurde das Amt Steinbach aufgelöst, und Cleverhof gehörte zur Mairie Kürten. Ab 1816 unter preußischer Verwaltung gehört der Cleverhof zur Bürgermeisterei und später zur Gemeinde Kürten. In einer Landkarte aus dem Jahre 1824 ist der Hof als Kleverhof oder Cleverhof verzeichnet, in einer Karte von 1830 als Hof Clev. In Mundart wird das Gut „Cliverhoff“ genannt, was Hof am Hang bedeuten könnte.

Das Wohnhaus des Gutes, in bergischer Fachwerkbauweise errichtet, liegt auf der linken Seite. Ungewöhnlich für bergische Fachwerkhäuser ist die Deckenhöhe von drei Metern. Die ehemaligen Stallungen sind auf der rechten Seite angeordnet. Die Stallgebäude auf der linken Seite sind noch älter als das Wohnhaus.

Am Fronleichnamstag am 19. Juni 1930 ging die Prozession von Offermannsheide nach Cleverhof und zurück. Noch während der Prozession ging eine Scheune in Cleverhof in Flammen auf. Die gesamten Heuvorräte waren zu beklagen. Im letzten Weltkrieg war am 18. Januar 1945 das Gut Ziel eines Fliegerangriffs. Eine auf der Westseite des Gutes gelegene Scheune brannte völlig ab. Das Stallgebäude und die Tenne wurden dabei beschädigt und es waren 30 Stück Vieh zu beklagen. Unmittelbar nach der Bombardierung wurde das Stallgebäude repariert und auf die Firsthöhe des Wohnhauses aufgestockt. Die Scheune wurde nicht wieder aufgebaut. Ein weiterer Brand einer Scheune bzw. Stallgebäude, das auf der rechten Seite im Zugangsbereich des Gutes lag ereignete sich in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch hier waren Vieh und die Heuernte betroffen.

Seit 1820 ist das Gut im Besitz der Familie und wird heute von Roswitha und Dietmar von Landsberg bewirtschaftet. Früher diente das Gut der Versorgung der Bewohner des Schlosses Georghausen. Seit dem frühen 20. Jahrhundert bis 1961 war es an verschiedene Landwirte verpachtet.

Am 19.Juni 1902 ging das Gut dann schließlich für den Kaufpreis von 20.500 Mk in den Besitz der Baronin von Fürstenberg-Heiligenhoven, der späteren Freifrau von Landsberg, in Georghausen über. Die Familie Bosbach verzog nach Biesfeld und Wilhelm Breidenbach pachtete das Haus von der Familie von Landsberg. Seitdem war das Haus mit dem Gaststättenschild (siehe unten) „Gasthaus zur Sülze“ auch im Volksmund als „Gasthaus Breidenbach“ bekannt.

Nach dem Tode von Gastwirt Wilhelm Breidenbach am 12.9.1918 führte dessen Witwe Anna die Gaststätte mit ihren ledigen Söhnen Rudolf (Küster, Organist und Chorleiter seit 1934) sowie zuletzt Viktor bis zu ihrem Tode 1960 weiter.

Als Dorfwirtshaus diente es vor allem den Kirchgängern für den sonntäglichen Frühschoppen und den Ortsvereinen als Versammlung- und Probenort als auch den Einheimischen für ihr abendliches Stammtischgespräch bei einem Schnäpschen oder Bierchen. Die Landwirtschaft wurde - wie vielfach bei den Wirten – als zusätzlicher Erwerbszweig weiterbetrieben.

Mit Grundbucheintrag vom 26.3.1968 wurde das Gebäude mit 1000qm Grund und Boden durch die Eheleute Wilhelm und Agatha Wurth, Welzen, von Zita Freifrau von Fürstenberg geb. Freiin von Landsberg erworben. Seitdem ist das Gebäude ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt.



Die wirtschaftliche Situation in den 30er Jahren

Neben der geschichtlichen Beschreibung über das Gut, ist sehr interessant, wie die wirtschaftliche Situation in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ausgesehen hat. Hierzu berichtete Emanuel Freiherr von Landsberg über die Wirtschaftsbelange des Gutes in den Jahren 1933/34. Demnach betrug die bewirtschafte Fläche 41,83 ha, davon waren ca. 44% Acker und Gartenland, ca. 23% Wiesen sowie ca. 32 % Weiden. Beim hohen Anteil von Ackerland wurde vorwiegend Weizen und Roggen, weit weniger Hafer, Gerste Runkel und Kartoffeln angebaut. Insgesamt zählte die Viehhaltung 30 Rindviecher, darunter 12 Kühe. Drei Ackerpferde (rheinisch-belgische Kaltblut) wurden zur Landarbeit herangezogen. Der Pächter des Gutes beschäftigte zwei Arbeiter. Tagelöhner wurden zur Aushilfe bei Arbeitsspitzen herangezogen, z.B. bei der Kartoffelernte 12 Arbeitskräfte.



Quellen:

Beschreibung in Wikipedia „Cleverhof“ September 2021,

Persönliche Informationen: Roswitha und Dietmar von Landsberg

Maria Louise Denst: Lank on Lück an U’epe, Söulze on drömeröm, Paffrath Verlag Kürten,

Theo Stockberg: Gewässer-, Flur- und Ortsnamen in der Gemeinde Kürten und deren Umgebung-Abteilung III Ortsnamen, Kürtener Schriften, Heft 3, November 2001, Herausgeber: Geschichtsverein für die Gemeinde Kürten und Umgebung e.V.

Hermann Engeländer: Offermannsheide, Eine Dorfchronik, Band 2, als Manuskript herausgegeben, November 1982,

Emanuel Freiherr von Landsberg: Wirtschaftsbeschreibung des Bauernhofes Cleverhof, Hörer der Höheren Lehranstalt für praktische Landwirte zu Potsdam, Wintersemester 1933/34 .

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