K_05: Dr. Förster Hülse Kürten

"Dr. Förster Hülse" in Kürten bei Enkeln

Ute Jülich

Fassung vom 01.11.2021

Europäische Stechpalme

Als dieser Baum in Mittel-Enkeln bei Kürten am 14. 4. 1914 in Anwesenheit offizieller Vertreter der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege auf den Namen seines Entdeckers, des Naturforschers und Dendrologen Dr. Hans Foerster, getauft wurde, war das ein Meilenstein im Bemühen um Naturschutz am Beginn des 20. Jahrhunderts.


Dr. Foerster hatte als Naturforscher 2000 bemerkenswerte Bäume im Bergischen und Märkischen Gebiet vermessen, beschrieben und in seinem Buch: „Bäume in Berg und Mark“ verzeichnet, die alle als Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurden. Sie waren Grundlage späterer Naturdenkmallisten.

Genauere Nachforschungen von Dr. Foerster ergaben, dass die hiesige Hülse urwüchsig ist und wahrscheinlich vor Jahrhunderten bei der Rodung eines früheren Waldbestandes geschont und stehen gelassen wurde. In fußläufiger Entfernung wurde um die Jahrhundertwende ein Hülsenbaum mit fast den gleichen Abmessungen gefällt. Der Bauer verarbeitete dessen Holz zu Sensenstielen.

Der Art Ilex galt das besondere Interesse von Dr. Foerster. Als er den zweihäusigen Baum 1911 zum ersten Mal sah, war er voller roter Beeren. In den darauffolgenden Jahren trug er bei seinen Besuchen nur männliche Blüten.


„Kein Zweifel also, der Baum hatte sein Geschlecht gewechselt, das Hülsenweib hatte sich zum Mann gewandelt. Ob hier eine seltene Ausnahme vorliegt oder ob an anderen alten Hülsenbäumen sich ebenfalls ein Geschlechtswechsel vollzieht, müssen weitere genauere Beobachtungen ergeben, die aber an urwüchsigen Exemplaren und nicht an angepflanzten zu machen sind“.

Die Europäische Stechpalme ist eine auffällige Erscheinung. Sie ist der einzige einheimische Laubbaum, der das ganze Jahr hindurch sein grünes Kleid behält. Seine ledrigen Blätter zeigen Stachelspitzen, die aber nur im unteren Bereich des Baumes zu finden sind, weiter oben sind sie glattrandig. (Schutz vor Verbiss). Er wächst strauchförmig oder als Baum. Seine duftenden Blüten sind bei Bienen sehr beliebt und seine roten Beeren bei Vögeln, die damit zu seiner Verbreitung beitragen.


Für Menschen sind die Beeren leicht giftig, wurden aber früher als Heilmittel verwendet. Erstaunlich ist seine starke Austriebskraft im Wurzelbereich. In lichten Wäldern, besonders unter Buchen, bilden sich dadurch dichte Hülsenwälder, die ein gutes Versteck für Wild und Vögel darstellen und in unruhigen Zeiten den Bergischen Menschen als Versteck Schutz geboten haben.



Die Stechpalme hat zwar von der Waldweidewirtschaft im 18. – 19. Jahrhundert profitiert, da die in den Wald getriebenen Nutztiere ihre Blätter weitgehend verschmähten, litt dann aber unter der Ausplünderung ihrer grünen Zweige mit den leuchtend roten Beeren für Gestecke und Kränze und als Ersatz für Palmzweige zu Ostern (Palmsonntag). Die Zweige waren ein Symbol für Lebenskraft und Hoffnung. In England ist der „Holly“ noch heute zu Weihnachten ein beliebter Schmuck. Wahrscheinlich war er auch bei den Kelten ein heiliger Baum. Das indogermanische Stammwort „hul“ findet sich bei allen westeuropäischen Sprachen für die Hülse; im Niederländischen: „hulst“, im Englischen „holly“ und ähnliche Wörter im Walisischen und Irischen.

Die europäische Stechpalme ist seit Ende der Eiszeit bei uns heimisch und hat sich mit der Buche im atlantisch geprägten Europa ausgebreitet. Bei uns ist sie die einzige Art ihrer Gattung. Ihre zahlreichen Verwandten bevorzugen tropische und subtropische Gebiete. Sie war
Baum des Jahres 2021. In Deutschland stehen wildwachsende Stechpalmen seit 1935 unter Schutz.


Quellen:

1913; Foerster, Dr. Hans, "Die Stechpalme im Bergischen"
Mitteilungen Berg. Kom. f. Naturdenkmalpflege, Elberfeld

1916; Foerster, Dr. Hans, "Die Hülse oder Stechpalme, ein Naturdenkmal“
Naturdenkmäler, Vortr u. Aufs. Bd. 2, 3. Heft 13 Berlin

1918; Foerster, Dr. Hans Bäume in Berg und Mark“ Berlin – sein sog.„Baumbuch“

RBK 1970; Schmidt-Goerz, Neues Naturdenkmalbuch

RBK 1971; Kraus, Hans, "Baumdoktor, nannten ihn die Bauern“

RBK 1988; Kraus, Hans, Des Baumdoktors Wanderungen in Berg und Mark/ Dr. Hans Foerster

1982; Nippel, W., „Hülsen – Schmuckstücke bergischer Landschaft“
Romerike Berge 31. Jahrgang 1981 - Heft 4 Februar, S. 17-21

2018; Claus Boelen -Theile „Knorrige Rarität seit Hunderten von Jahren“
Kölner Stadt- Anzeiger vom 24. Oktober 2018

RBK 2022; Corts, Michael
Chemiker und Baumdoktor“ (S. 184 – 189)y

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