OF_02: Ehemaliges Pfarrhaus Offermannsheide

Ehemaliges Pfarrhaus Offermannsheide

Hans Reck

Fassung vom Januar 2021

Das ehemalige Pfarrhaus hat der bergische Freiheitskämpfer Johann Peter Ommerborn 1794 erbauen lassen. Er war ab 1792 bis 1796 Vikar in Offermannsheide. Es handelt sich um einen klassizistischen, schlichten Bruchsteinbau mit verputztem Untergeschoss und geschiefertem Obergeschoss mit Walmdach. Der Grundriss ist nahezu quadratisch. Das Haus steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Bis 1997 wurde das Haus noch von in Offermannsheide wohnenden Geistlichen genutzt. Danach wurde es verkauft und ging in Privatbesitz über.

Bleibenden Eindruck hat Johann Peter Ommerborn in den Ortschaften seines Wirkens in Offermannsheide, Frielingsdorf und Sand hinterlassen. In allen drei Ortschaften hat er alleinstehende Pfarrhäuser im nahen Abstand zu den Pfarrkirchen errichten lassen. Alle drei Häuser sind in einem einheitlichen klassizistischen Baustil errichtet. Die Häuser zeichnen sich durch strenge Symmetrie und Gleichmaß der Fassaden aus. Die Eingänge sind in der Mitte der Hauptfront angeordnet und seitlich und oben mit Sandsteinen bzw. Grauwacke eingefasst. Die hervorstehenden Schlusssteine der Türstürze haben in der Mitte markante in Steine gehauene Reliefbilder. In Offermannsheide ist eine Blüte, in Frielingsdorf und Sand sind Abendmahlskelche dargestellt.

Auch Straßen in Offermannsheide, Frielingsdorf und Sand wurden nach Johann Peter Ommerborn benannt. Denkmäler existieren in Offermannsheide an der Kirche und in Sand am alten Friedhof. In Sand tragen der dortige Sportverein sowie eine Gaststätte seinen Namen. Auch eine Pfadfindergruppe in Bensberg ist nach ihm benannt.

Wer war Johann Peter Ommerborn?

Johann Peter Ommerborn wurde durch seinen Einsatz im Kampf gegen die französischen Revolutionstruppen bekannt. Er stammt aus dem gleichnamigen Ort Ommerborn,  3,5 km östlich von Olpe und wurde am 01. Januar 1762 geboren. Er absolvierte die Gymnsien in Wipperfürth und in Köln. Es folgte das Theologiestudium an der Universität in Köln. Er wurde katholischer Priester; seine Priesterweihe erhielt er am 17. Mai 1788 im hohen Dom zu Köln. Er verstarb am 10. Februar 1837 in Sand und wurde dort beerdigt.

Vor seiner Zeit als Vikar in Offermannsheide fand der Ausbruch der französischen Revolution im Jahre 1789 statt. Anfänglich ging von der Zielsetzung und Idee der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit eine große Begeisterung auch in deutschen Landen aus. Ab 1792 besetzten französischen Truppen das linksrheinische Rheinland und ab 1795 drangen die Truppen über den Rhein ins bergische Land vor. Es kam es zu Kämpfen mit den kaiserlichen Truppen und zu Übergriffen auf die heimische Bevölkerung. Das veranlasste Johann Peter Ommerborn die Bauern auf ihren Höfen zu warnen, wenn die Franzosen auf Beutezügen waren. Zusammen mit seinem Freund, dem Advokaten Ferdinand Stucker aus Bensberg wurde ein kleines Bauernheer zusammen gestellt. Es gelang dem kleinen Heer die Franzosen mit Nadelstichen an ihrem Tun zu stören. Insgesamt half dieses Vorgehen nicht. So reifte der Plan mit einem großen Bauernheer, die Franzosen, die mit 1200 Soldaten hinter dem Schloss Bensberg lagerten, zu vertreiben. Johann Peter Ommerborn und Ferdinand Stucker sollten das Bauernheer führen. Gruppen von bewaffneten bergischen Bauern lagerten am 18.11.1795 am Hohnsberg4 zwischen Much und Marialinden, die zusammen mit kaiserlichen Husaren über Overath nach Bensberg vorpreschen sollten, um die französischen Truppen anzugreifen. Dieser Plan war jedoch an die Franzosen verraten worden. Der Sammelplatz war bereits beim Eintreffen der Bauern von französischen Truppen umzingelt. Die anrückenden französischen Truppen zerstreuten und besiegten die bergischen Bauern. Die meisten konnten aufgrund der besseren Ortskenntnis fliehen. Ferdinand Stucker wurde verwundet und gefangen genommen. Der vorgewarnte Johann Peter Ommerborn konnte fliehen. Die Husaren wurden größtenteils gefangen genommen. Damit war der Aufstand der Bauern gescheitert. Auf Johann Peter Ommerborn wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Er musste sich verstecken und ging als Feldgeistlicher zum kaiserlichen Heer. Nach dem Friedensvertrag 1797 zwischen Österreich und Frankreich konnte er seine Vikarstelle in Offermannsheide wieder besetzen. Jedoch bereits ab dem 01. Mai 1797 wurde er als Vikar nach Frielingsdorf versetzt. Am 15. März 1826 wurde er als Pfarrer von Sand berufen.



Quellen:

Förster, Kunibert: Offermannsheide - Das Dorf am Rande der Welt - Kürtener Schriften,

Geschichtsverein für die Gemeinde Kürten und Umgebung, Heft 6, November 2007,


Peter Opladen: Das Dekanat Wipperfürth, Verlag F. Schmitt, Siegburg, 1955,


Büchel, Josef, Gronewald, Peter: Bilder aus alter Zeit, Gemeinde Kürten, Dezember 1986 (Bild)

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