BI_05: Grundermühle

Grundermühle

Hans Reck

Fassung vom 10.12.2021

Der bergische Rittersitz „Grundt“ gehörte im 16. und 17. Jahrhundert der Adelsfamilie von Steinen, die auch die Besitztümer im Jülicher Raum und weitere im „Bergischen Land“ hatten. Zum bergischen Rittersitz „Grundt“ gehörte der Schümmerischer Hof (Der Hof Schümmerich liegt unweit von der Straße von Unterommer nach Reudenbach in der Nähe von Linde in der Gemeinde Lindlar), Haus Grund selbst (Haus Grund liegt etwa 500 m von der Grundermühle entfernt an der Kürtener Sülz in Richtung Hommerich in der Gemeinde Lindlar, jetzt Pferdehof) und die Grundermühle, die als Mahlmühle zur Eigenversorgung der adligen Besitzer an der Kürtener Sülz errichtet worden war. Es muss sich um einen kleinen Mühlenbetrieb gehandelt haben. Der letzte Besitzer war Clement August Freiherr von Weichs zu Rösberg und seine Ehefrau Clementina Augusta von Steinen. Nach deren Tod am 7.10.1769 wurde das Anwesen unter ihren Schwestern aufgeteilt. Die jüngste Schwester Odilia von Steinen erhielt den Rittersitz „Grundt“, zu dem auch die Grunder Mühle gehörte. Im Jahre 1774 wurde das Wohnhaus umgebaut und die Mühle vergrößert. Odilia von Steinen heirate den Freiherrn von Waßenaer und richtete sich zunächst für kurze Zeit auf „Grundt“ häuslich ein.

Im Jahr 1785 wurde der gesamte Besitz für 16.000 Reichstaler an Hermann Ossenbach verkauft. Dazu gehörten die Mühle, Hof, Ländereien, Garten, Büsche, Wiesen, Jagd und Fischerei. Hermann Ossenbach behielt die Mühle und die Fischerei für sich. Er verkaufte „Grundt“ (jetzt Haus Grund) an Hermann Irlenbusch und den Schümmerischen Hof an Görgen Breidenbach. Damit war der Rittersitz „Grundt“ endgültig in drei Teile aufgeteilt. Hermann Ossenbach vergrößerte den Hof, er erweiterte den Mühlenbetrieb und baute eine neue Scheune. Als Hermann Ossenbach im Jahre 1859 stirbt, erheben viele Erben Anspruch auf den Besitz. So kommt es, dass das Anwesen versteigert wurde. Die Miterben Wilhelm, Franz, Jakob und Melchior Ossenbach ersteigern das Anwesen und bewirtschaften es gemeinsam.

Nach Streitigkeiten verlassen drei Brüder 1850 das Anwesen und Melchior Ossenbach wird Alleineigentümer. Als er kinderlos stirbt, verkauft die Witwe das Anwesen am 1. September 1871 an Josef Kerb aus Kürten. Er wurde am 31. März 1851 in Bergisch-Gladbach geboren und war mit Amalia Hoffstatt aus Kaufmannsommer verheiratet.



Der neue Besitzer Josef Korb legte einen neuen Mühlenteich an und hatte damit genügend Wasserkraft um die Öl- und Mahlmühle noch um eine Knochenmühle zu erweitern. Den landwirtschaftlichen Betrieb vergrößerte er durch Zukauf einiger Grundstücke in Selbach. Josef Kerb wurde 1855 zum Bürgermeister von Kürten gewählt. Er richtete sein Amt auf der Grundermühle ein und verwaltete dieses etwa zwanzig Jahre lang. Da die Amtsgeschäfte immer umfangreicher wurden, verpachtete er sein Anwesen. Bis 1903 lösten sich drei Pächter ab. In diesem Jahr übergab er sein Anwesen an seinen Schwiegersohn Wilhelm Bosbach . Seine einzige Tochter Gertrud Laura, geboren am 24. Juni 1860, hatte 1884 Wilhelm Bosbach geheiratet.

Mit der Übernahme des Anwesens durch Wilhelm Bosbach im Jahre 1903 kamen nunmehr die „Bosbachs“ in die Mühle und auf den Hof. Zu der Mühle und dem Hof übernahm Wilhelm Bosbach noch eine Gastwirtschaft und gestaltete durch Umbauten das Anwesen. Er baute ein neues Wehr, ein neues Wasserrad, vergrößerte die Knochenmühle und errichtete anstelle der alten Schuppen und Stallungen neue und geräumige. Aus der Ehe gingen fünf Söhne hervor. Als Wilhelm Bosbach am 25. Januar 1924 starb, übernahm der Sohn Klemens (geboren 19. September 1890) mit seiner Ehefrau Anna Bosbach aus Offermannsheide das Anwesen. Klemens Bosbach junior, (geboren 4. Juli 1920) übernahm 1958 und sein Sohn Klaus (geboren 3. Februar 1963) im Jahre 1985 das Anwesen. Im Jahre 1995 erfolgte eine Verpachtung.

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Im Jahr 1956 wurde die Mühle stillgelegt und 1963 zum Speiseraum der Gaststätte umgebaut. Das Mühlrad wurde 1983 erneuert, war aber nicht mehr funktionsfähig. Es wurde von 1983 bis 2000 für die Besucher der Gaststätte und der Mühlenradterrasse elektrisch angetrieben. Im Jahr 1969 wurde von der Landwirtschaft auf die Fischzucht umgestellt. Die Fischzucht wurde bis 2011 bewirtschaftet; die Gaststätte schloss 2015. Seit 2016 wird das Gebäude zu Wohnzwecken genutzt. Die Teichanlage ist teilweise vermietet und die Teiche am Haus dienen der Erholung für die Mieter. Zierfische, Gänse und Enten finden jetzt hier zu Hause.


Quellen:

Gerhard Hankow: Hofgeschichten, Grunder Mühle, Jahrbuch des Rheinisch-Bergischen Kreises 1938, Verlag Emil Pilgram, Hoffnungsthal bei Köln

Josef Büchel, Peter Gronewald: Bilder aus alter Zeit, , MD&V Meinerzhagener Druck- und Verlagshaus, Meinerzhagen, Dezember 1984

Josef Büchel, Peter Gronewald: Bilder aus alter Zeit III, DFS Druck und Verlag , Brecher &Müller GmbH Köln-Marsdorf, Mai 1999,

Hubert Büchler: Hausgrund – Geschichte eines Rittersitzes, Rheinisch-Bergischer Kalender 1986, Heimatjahrbuch für das Bergische Land, Heider-Verlag Bergisch-Gladbach

Persönliche Informationen: Klaus Bosbach, Dezember 2021


Bild1:  Grundermühle um 1915
Bild 2: Grundermühle um 1924: Entschlammung des Mühlenteiche
Bild 3: Straßenbau von Eichhof nach Hommerich um 1924; im Hintergrund die Grundermühle

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