BE_04: Der Heerweg Bechen

Der Heerweg Bechen

Bernd Weber

Fassung vom Februar 2021

Der historische Handelsweg von Köln über Wipperfürth nach Soest führt meist auf den Höhenrücken des Bergischen Landes in Süd-West/Nord-Ost Richtung. So erreicht er von Herweg (Hehrer Weg = Hoher Weg) kommend kurz vor Bechen den Ortsteil Schnappe. Hier gabelte sich früher der Weg; nach links ging es über Bechen, Neschen nach Altenberg. Weiter geradeaus, also abweichend von der heutigen B506 ging der Handelsweg über Wipperfürth, Soest nach Leipzig und weiter Richtung Krakau. Diese Wege in befahrbarem Zustand zu halten war teuer. Um ihren Beitrag zur Instandhaltung zu sparen, umgingen vermeintlich pfiffige Frachtführer gerne eine solche „Schanze“, hier gleichnamiger Ortsteil in ca. 1,5 km Entfernung (Bild 1), an denen Wegezoll gezahlt werden musste. Irgendwann musste man aber zurück auf den bequemeren Weg. Allerdings stand man dann abermals vor einem Schlagbaum und musste Wegezoll plus Strafe zahlen. Hier wurde man also „geschnappt“, daher hatte der Ortsteil mit der Kapelle seinen Namen. Eine ebenfalls dort befindliche Gastwirtschaft mit Brunnen diente den Frachtleuten zur Rast und Einkehr, nachdem die Pferde versorgt waren.

Im unteren Teil der heutigen Raiffeisenstraße kreuzt der alte Handelsweg den historischen Weg vom alten Rittergut Pohl am Friedhof vorbei zur Bechener Kirche. Man kann hier an einem Wegkreuz auf einer Bank rasten. Das Wegkreuz von 1873 ist den Schutzheiligen der Bechener Kirche, Antonius und Catharina, gewidmet. Die Stifter waren dazumal die Besitzer des weiter unten im Tal gelegenen, heute unter Denkmalschutz stehenden Hofes „Pohl“, ein ehemaliger Rittersitz mit wechselhafter Geschichte. Diese, ursprünglich als Wasserburg ausgeführte Anlage wurde 1433 erstmals erwähnt, sie war seit ca. 1500 im Besitz der Familie Herwegh. So wurden vor einigen Jahren auf dem Hof Wetterfahnen gefunden, die das Wappen der Herren Herweg zum Pohl-Overheide (1550) und Herwegh zum Herweg zum Pohl (1635) zeigen. Zum Hof gehörte die gegenüberliegende Wassermühle, die bis 1927 als Kornmühle in Betrieb war. Von den ehemals 5 Mühlteichen sind heute noch zwei erhalten. Sie werden vom Pohler Bach und einem von Altensaal kommenden kleinen Bach gespeist, der als Quelle der Dürsch gilt. Unterhalb Pohl wird der Bach jedoch noch als Weyerbach (er speist die Weyermühle), unterhalb Dürscheid als Dürschbach bezeichnet.

Verfolgt man jedoch den alten Handelsweg weiter, auf dem im Übrigen schon Napoleon mit seinen Truppen gen Russland zog, kreuzt man kurz vor dem Wäldchen den Pohler Bach, der heute verrohrt unter dem Weg hindurchführt. Durch diese Maßnahme legte man das links vom Weg liegende Sumpfgebiet „Pohler Bruch“ trocken und machte es bebauungsfähig. Eingangs des Wäldchens sind mehrere parallellaufende, tiefe Fahrspuren zu erkennen, die im Mittelalter entstanden sind. Wenn eine Spur nicht mehr befahrbar war, suchten die Fuhrleute eine andere, daneben liegende, neue Spur, die das gleiche Ziel hatte. Diese mittelalterlichen Fahrspuren sind auf den Höhenrücken, entlang der heutigen B506 mehrfach zu finden, allerdings meist nur als Rudimente. Am Pohler Berg sind diese Spuren sehr gut erhalten, in der Karte (Bild 2) sind deutlich die tiefen Einschnitte schraffiert dargestellt. Sie wurden unter Denkmalschutz gestellt, ein Schild der Gemeinde Kürten weist auf das Bodendenkmal hin, Grabungen oder Abfallentsorgung sind hier streng untersagt. Kurz vor Erreichen des Sportplatzes liegen linker Hand in einem kleinen Wäldchen unterhalb der stark überhöht ausgebauten B506 weitere Fahrspuren.

Ähnliche, weniger stark ausgeprägte Fahrspuren findet man im Bereich der B506 auf Höhe von Wolfsorth in Richtung Wipperfürth und in Richtung Paffrath auf dem Höhenweg zwischen Altehufe und Voiswinkel.

Eine der Spuren am Pohler Berg ist besonders tief. Hier wurde aus Grube Neptun XIII von 1858 - 1863 Eisenerz gefördert. (Bild 3) Im Jahre 1857 erfolgte die Übertragung der Schürfrechte für den Eisenerz Tagebau an Dr. Friedrich Hartkopf aus Solingen durch das Bergamt Siegen. 1863 erteilte das Ober-Bergamt zu Deutz eine unbegrenzte Betriebsfrist. Die Bergrechte erloschen tatsächlich erst nach dem zweiten Weltkrieg unter den britischen Autoritäten.

Die Ausbeutung war nicht so ergiebig, sodass der Abbau nach 5 Jahren eingestellt werden musste. Heute ein Glück für die Bechener Bevölkerung, unsere Landschaft sähe sonst anders aus.

Bis ca. 1860 war der Handelsweg zwischen Kapelle in Schnappe und Neuensaaal stark frequentiert und der einzige Fahrweg Richtung Wipperfürth. Vermutlich wegen der andauernden Behinderung durch den Bergbau der Grube Neptun am Pohler Berg entschloss man sich zu einer Umgehungsstrasse. Ab Schnappe verband man die Ortsteile Neuenhaus, Bechen /Dorf, Heiderjansfeld und Neuensaal miteinander, die heutige Streckenführung der B 506. Der alte Handelsweg ist zwischen Schnappe und Neuensaal.

Mitte der 1960iger Jahre waren Pläne schon sehr weit gediehen, den alten Zustand wiederherzustellen und dadurch Bechen vom Hauptverkehrsstrom zu entlasten. Unter anderem war eine Brücke über das Tal geplant, die am tiefsten Punkt (ca. über dem Wegkreuz) 11 Meter hoch gewesen wäre. Das Projekt wurde u.a. aus Kostengründen nicht weiter verfolgt.


Quellen:

Bechener Eselspfad, IG Bechen, 2010

Kürtener Schriften Band 10, 2016

Berg. Kalender 1966

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